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Sabbatical

Letzte Aktualisierung: 03/02/2015 | Arbeitsleben

Definition, Erklärung

Das Sabbatical ist ein Arbeitszeitmodell, das Ihnen als Arbeitnehmer die Möglichkeit gibt, für längere Zeit, meist 3 – 12 Monate, aus dem Job auszusteigen und nach dieser Zeit auf den Arbeitsplatz wieder zurückzukehren. Die Grundlage für diese Auszeit bietet das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) vom 1. Januar 2001, das eine flexible Gestaltung der Arbeitszeit erlaubt. Voraussetzung für die Anwendung ist allerdings eine Betriebsgröße von mehr als 15 Mitarbeitern und eine bisherige Beschäftigungsdauer von mehr als 6 Monaten. Aus dem TzBfG leitet sich kein gesetzlicher Anspruch ab. Ein Sabbatical kann durch den Chef jederzeit aus betrieblichen Gründen abgelehnt werden.

Gründe für eine längere Abwesenheit können sein:

  • berufliche Weiterbildung
    • Weiterbildung zum Handwerksmeister, Erwerb eines MBA oder einer Promotion
    • Sprachenlernen
    • Studium oder sonstige Ausbildung
  • persönliche Projekte
    • Hausbau
    • Verlängerung der Elternzeit bzw. Pflege naher Angehöriger
    • längere Reisen
    • Besinnung (z.B. auch in einem Kloster), Neu- oder Umorientierung
    • längerfristiges ehrenamtliches Engagement in Nonprofit-Projekten
    • Burnout

Auch wenn kein gesetzlicher Anspruch auf ein Sabbatical besteht, bieten manche Unternehmen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit einer Auszeit an. Die Gründe reichen vom Ausgleich von Auftragsschwankungen, Vermeidung von Kündigungen bis hin zu einer verstärkten Mitarbeiterbindung. Unternehmen sehen die Auszeit zunehmend positiv, da die Mitarbeiter nach einer solchen Zeit ausgeruht, motiviert und dankbar zurückkommen. Gerade Unternehmensberatungsfirmen und große Firmen nutzen diese Form, um Fachkräfte und Führungskräfte an sich zu binden. Dementsprechend gibt es dort häufig entsprechende Programme, die in Arbeitsverträgen, Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen verankert sind. Auch bei den Beamten, v.a. bei Lehrern und Hochschulprofessoren finden sich Angebote für ein Sabbatjahr. Im übrigen kann über die Auszeit verhandelt werden.

Das Nehmen einer Auszeit kann erfolgen in Form:

  • Nutzung eines Lebensarbeitszeitkontos bzw. Langzeitkontos
    Hierbei werden über eine längere Zeit Plusstunden auf einem Arbeitszeitkonto angespart. Diese können sich durch Überstunden oder nicht genommenen Urlaub ergeben. Dabei sind allerdings die gesetzlichen Vorschriften, wie maximale Arbeitszeit pro Tag und Nehmen des Urlaubs bis zum 1. April des Folgejahres zu beachten
  • Sonderform von Teilzeit
    Hier gibt es Modelle, bei denen z.B. über 3 Jahre 40 Stunden pro Woche gearbeitet, aber nur 30 Stunden pro Woche bezahlt werden. Das 4. Jahr ist dann frei, wird aber wie bislang bezahlt
  • Unbezahlter Urlaub
  • Kündigung der bisherigen Arbeitsstelle und längere, unbezahlte Pause bis zum Einstieg in eine neue Anstellung
  • Achtung:
    Der Vorteil von Langzeitkonto und Teilzeitmodell liegt darin, dass der Arbeitgeber auch während des Sabbaticals die Sozialversicherungsbeiträge bezahlt. Beim unbezahlten Urlaub oder einer Kündigung müssen Sie sich selbst darum kümmern.

Tipps, Checkliste

  • Planen Sie frühzeitig Ihr Sabbatical und beantworten Sie sich die Fragen:
    • Wofür wollen Sie eine Auszeit verwenden?
    • Was für Rahmenbedingungen sind zu beachten? Familie, Beziehung, Arbeitsstelle
    • Wie lange soll es dauern?
  • Lesen Sie Erfahrungsberichte von anderen Auszeit-Nehmern
  • Sprechen Sie mit Ihrem Partner über Ihre Pläne und klären Sie, ob Sie alleine oder zusammen aussteigen wollen
  • Überlegen Sie sich die finanziellen Auswirkungen
    • Wie viel Geld benötigen Sie?
    • Verfügen Sie über entsprechende Reserven?
    • Wie können Sie eventuell Ihre Ausgaben senken?
  • Klären Sie, ob in Ihrem Unternehmen Sabbatical-Angebote und -Regelungen existieren
  • Sprechen Sie mit anderen Aussteigern, wie diese ihre Auszeit vorbereitet und durchgeführt haben. Fragen Sie sie nach ihren Erfahrungen und Erkenntnissen
  • Bereiten Sie rechtzeitig Ihr Unternehmen und Ihre Vorgesetzten auf Ihre Pläne vor und machen Sie ihnen Ihre Absicht schmackhaft:
    • Nutzen Sie günstige Zeitpunkte für den Beginn: Umorganisationen, Projektabschlüsse, Abteilungswechsel oder wenn Sie eh einen Jobwechsel anstreben
    • Bauen Sie eine Argumentationskette auf, die die Vorteile Ihres Sabbaticals für das Unternehmen aufzeigen. Das können neue Kenntnisse, (Auslands-)Erfahrungen oder auch Kontakte sein
    • Präsentieren Sie einen Plan, wie der temporäre Ausstieg aus dem Unternehmen vorbereitet werden kann, wie Regelungen während Ihrer Abwesenheit aussehen könnten und wie der Wiedereinstieg erfolgen kann
    • Planen Sie eine Vorwarnzeit bis zu 1 1/2 Jahren
    • Bedenken Sie auch, dass ein Sabbatical möglicherweise zu ganz neuen Einsichten und Wünschen führen kann. Für manche ist es der Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. D.h. es kann durchaus dazu führen, dass Sie Ihren bisherigen Beruf, Ihren Job nach Rückkehr kündigen und sich etwas völlig Neuem hin wenden. Seien Sie dafür offen und sehen Sie das Sabbatical als eine Möglichkeit, sich selbst und Ihre Umgebung neu zu entdecken
  • Klären Sie Regelungen zum Einkommen, Urlaubsansprüche und mögliche Krankheitsfälle während des Sabbaticals vorher ab und regeln Sie Ausstieg und Wiedereinstieg schriftlich. Sollte der Wiedereinstieg nicht wie vereinbart gelingen, treffen Sie eine Abfindungsvereinbarung. Wenden Sie sich dazu auch an Ihre Personalabteilung
  • Machen Sie sich einen Zeitplan für Ihre Aktivitäten und achten Sie darauf, genügend Ruhephasen einzuplanen
  • Wenn Sie verreisen wollen, können Sie evt. Ihre Wohnung vermieten, die Möbel einstellen und viele Ausgaben wie Telefon, Zeitung, Fitnessclub einsparen
  • Bei einem Ausstieg müssen Sie sich selbst um die Krankenversicherung kümmern. Wie bei einem unbezahlten Urlaub müssen Sie sich als gesetzlich Versicherter selbst versichern. Denken Sie bei der Abwägung der Alternativen auch an den Abschluss einer Familienversicherung. Privat Versicherte müssen zusätzlich die Beiträge des Arbeitgebers übernehmen. Achten Sie darauf, dass Ihnen keine Lücken beim Versicherungsschutz entstehen
  • Wenn Sie sich während Ihrer Auszeit im Ausland aufhalten wollen, vergessen Sie den Versicherungsschutz nicht. Schließen Sie evt. eine Auslandskrankenversicherung ab und achten Sie darauf, dass auch ein Krankentransport in die Heimat beinhaltet ist
  • Seien Sie sich bewußt, dass der Ausstieg aus dem Job und das Abtauchen in eine Auszeit eine starke Veränderung bedeutet. Gerade wenn Sie länger aussteigen und eine größere Reise unternehmen wollen, stellen Sich Gefühle der Andersartigkeit, des Fremdseins und Nicht-mehr-dazu-Gehörens ein. Auch müssen Sie damit rechnen, auf Unverständnis und Neid zu stoßen
  • Nutzen Sie die freie Zeit zur inneren Einkehr, am besten in einer neuen Umgebung. Planen Sie Eckpunkte. Führen Sie ein Tagebuch
  • Entdecken Sie Ihre Lebenfreude und finden Sie neue Motivation
  • Bedenken Sie, dass Ihnen Ihre Rückkehr in den normalen Arbeitstrott nicht einfach fallen wird. Nach so viel Freiheit fällt ein 8-Stunden-Arbeitstag schwer. überlegen Sie sich deshalb, langsam einzusteigen, z.B. mit Teilzeitmodellen. Auch das weniger Zeit haben für die Familie mit dem erneuten Einstieg in den Beruf muss vorbereitet werden. Planen sie bestimmte Zeiten ein, die für die Familie reserviert bleibt

Arbeitsrecht, Urteile

Ein Sabbatical ist rechtlich gesehen eine einvernehmliche vertragliche Arbeitsbefreiung, in der die Pflicht zur Arbeitsleistung für einen befristeten Zeitraum ruht. Alle Nebenpflichten bleiben weiterhin bestehen.

Informationsquellen

Literatur