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Ehrenamt oder Freiwilligenarbeit

Letzte Aktualisierung: 19/03/2023 | Karriere

Definition, Erklärung

Das Ehrenamt ist eine meist freiwillige, am Gemeinwohl orientierte, unbezahlte, selbst- oder mitbestimmte Aktivität oder Arbeit in einer entsprechenden Organisation. In Deutschland betätigen sich zur Zeit etwa 23 Millionen Menschen ehrenamtlich. Ein solches verantwortliches „Amt“ kann mittels Wahl oder Beauftragung vergeben werden. Das Spektrum reicht von sozialen Bereichen, über Vereine, kirchliche und karitative Institutionen, Gemeinden- und Stadtteilinitiativen bis hin zu Entwicklungshilfeprojekten. Finden sich in bestimmten Bereichen, wie bei Wahlhelfern und Schöffen nicht genügend Freiwillige, ist eine Verpflichtung per Gesetz möglich.

Die Beweggründe für die Ausübung eines Ehrenamtes sind vielfältig und reichen von Altruismus, Wunsch nach sozialem Kontakt und Austausch, der Möglichkeit des gesellschaftlichen Mitgestaltens bis hin zu reinem Spaß an der Sache.

Besonders stark engagieren sich die „jungen Alten“, die nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben weiterhin Verantwortung übernehmen und ihre Erfahrung und ihre Kompetenz weitergeben wollen. Aber eine Freiwilligenarbeit bietet sich auch für Menschen in der Arbeitslosigkeit, einem Sabbatical oder in der Elternzeit an, werden doch soziale Kompetenzen dabei gefördert. Bei manchem Arbeitgeber wird das positiv beurteilt und sogar im Rahmen des Volunteering oder der sogenannten Corporate Social Responsibility (CSR) explizit unterstützt.

Allerdings ist der Nutzen ehrenamtlichen Engagements für die berufliche Karriere eher umstritten. Schätzte man einst den ehrenamtlich Tätigen als sozial überdurchschnittlich kompetent ein, so fürchtet der Arbeitgeber heute eher, das Potenzial seines Beschäftigten mit anderen teilen zu müssen.

Die Möglichkeiten und Formen ehrenamtlichen Engagements sind zahlreich. Viele wichtige Abläufe des gesellschaftlichen Lebens könnten ohne diese Form der weitgehend unentgeltlichen Arbeit nicht mehr reibungslos funktionieren, oder würden vollkommen in sich zusammenbrechen. Einige ehrenamtlich Tätige erhalten eine finanzielle Gegenleistung in Form von Aufwandsentschädigungen oder Verdienstausfallleistungen, die bis zu 2.100 Euro/Jahr steuerfrei sind.

Zu den Ehrenamtlichen zählen Freiwillige, die tätig sind in/bei:

  • Feuerwehren und Katastrophenschutz
  • Caritas, Diakonie, Malteser etc.
  • Krankenhäusern und Altenheimen
  • Wahlen
  • Schöffen und Schiedsleute
  • Ehrenamtliche Bürgermeister, Richter und andere Ehrenbeamte
  • Bewährungshilfe, Betreuung und Telefonseelsorge
  • Natur- und Umweltschutz
  • Sport- und Kulturvereine

Kritiker äussern Bedenken hinsichtlich der ehrenamtlichen Betätigung, wenn der Staat versucht, sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung zu entziehen und seinen Haushalt mit Hilfe der Ehrenamtlichen zu entlasten. Dadurch werden gesellschaftlich wichtige Arbeiten nicht entsprechend bezahlt. Dieses fördert Arbeitslosigkeit und Lohndumping. Ähnlich der subventionierten 1-Euro Jobs, wirkt sich eine Zunahme der Ehrenamtlichkeit negativ auf den regulären Arbeitsmarkt aus.

Eine übermäßige Zunahme ehrenamtlichen Engagements zeichnet sich allerdings in Deutschland nicht ab. Untersuchungen belegen, dass die Bereitschaft der Menschen, sich unentgeltlich sozial zu betätigen, mit der Abnahme des Sozialstaats sinkt. Die Hilfsbereitschaft der Bürger nimmt ab. Die Gründe liegen auch in dem stärker werdenden Gefühl der „Freiwilligen“, ausgenutzt zu werden. Sie haben den Eindruck, dass ihre Arbeit, aus Gründen der Kostenersparnis, zur Substitution professioneller Anbieter missbraucht wird.

Tipps, Checkliste

  • Überlegen Sie sich vor Aufnahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit, wo Ihre Stärken liegen und in welchen Bereichen Sie gerne mitwirken wollen
  • Bedenken Sie dabei, ob Sie gut organisieren können, handwerklich geschickt sind, Fachwissen in bestimmten Gebieten mitbringen
  • Gehen Sie gerne mit Menschen um oder haben Sie Berührungsängste, z.B. gegenüber behinderten Menschen?
  • Können und wollen Sie sich regelmäßig in Ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren?
  • Wenden Sie sich an sog. „Freiwilligenagenturen“ in Ihrer Umgebung. Diese sind informiert über Organisationen und Vereine, die Freiwillige suchen und können Ihnen konkret bei Ihrer Suche nach der passenden Institution helfen. Auch das Internet gibt Ihnen Informationen
  • Informieren Sie sich über Ihren Versicherungsschutz in Ihrer Tätigkeit. Nicht immer sind Sie automatisch durch die Organisation versichert
  • Ehrenamtliche Tätigkeiten können auch Ihnen nützen. Häufig werden die Freiwilligen zuerst geschult. Damit eignen Sie sich weitere Fähigkeiten und Kompetenzen an, die Sie möglicherweise in Ihrem Beruf verwenden können. Außerdem dienen natürlich auch diese Organisationen zum Aufbau eines Netzwerks

Informationsquellen

Literatur

  • Zivilgesellschaft stärken – Engagement fördern
    Generationsübergreifende Freiwilligendienste
  • Vorschläge für Maßnahmen zur Erprobung generationenübergreifender Freiwilligendienste
  • Freiwilliges Engagement in Deutschland 1999 – 2004