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Loyalität oder Commitment

Letzte Aktualisierung: 11/12/2013 | Kompetenzen

Definition, Erklärung

Jedes Unternehmen fordert von seinen Mitarbeitern Loyalität. Leider ist nur selten klar, was sich konkret dahinter verbirgt. Beim Militär wird darunter etwas anderes verstanden als bei einem Start-Up-Unternehmen. Loyalität kann unbedingten Gehorsam, Unterwerfung und Aufgeben einer eigenen Meinung und Individualität bedeuten. Sie kann sich aber auch mit der  Sprache und dem Verhalten einer Gruppe ausdrücken, der man sich zugehörig fühlt.

Unternehmen, deren Mitarbeiter sich loyal zeigen, erfreuen sich einer hohen Mitarbeiterbindung und dementsprechend niedriger Mitarbeiterfluktuation. Die Mitarbeiter sind stolz, in diesem Unternehmen zu arbeiten. Sie identifizieren sich mit den Werten und Normen, den Zielen und den Produkten des Unternehmens in hohem Maße.

Nach Heyse/Erpenbeck definiert sich Loyalität als „ein nach außen gerichtetes Gefühl der persönlichen Bindung an andere Personen, Gruppen, Organisationen oder andere soziale Gebilde“. Loyalität umfasst demnach verschiedene Dimensionen:

  • Herrschaftsbeziehung: Treue, Fügsamkeit, Vertrauen, Ergebenheit, Folgebereitschaft, Konformität
  • Soziale Gruppenkohäsion: Wir-Gefühl, Identifikation, Korpsgeist, Konsens, Solidarität, Betriebstreue
  • Emotionalität/Affektivität: Pflicht(-gefühl), Disziplin, Verantwortung
  • Zweierbeziehung: Liebe, Treue, Freundschaft, Aufrichtigkeit
  • Region: Lokalstolz, Heimatliebe, Patriotismus

Kennzeichen von Loyalität:

  • Freiwillige Leistung, die nicht erzwingbar oder gar per Arbeitsvertrag vorschreibbar ist
  • Enge (Arbeits-)Beziehung
  • Gegenseitige Unterstützung
  • Wertschätzung und respektvoller Umgang mit Vorgesetzten, Mitarbeitern, Kollegen
  • Vertrauen
  • Respektvoller Umgang mit Vorgesetzten, Mitarbeitern, Kollegen
  • Unstimmigkeiten werden nicht im Team oder gar vor Externen, wie Kunden und Lieferanten ausgetragen, sondern Face-to-Face
  • Teams arbeiten zusammen und nicht gegeneinander
  • Führungskraft steht hinter den Mitarbeitern
  • Mitarbeiter kommunizieren die „Meinung“ des Unternehmens nach außen, auch wenn sie diese nicht vorbehaltlos teilen

Folgen von Loyalität:

  • Eigenverantwortliche Übernahme von Tätigkeiten
  • „Man könnte …“ wird durch „Ich mache …“ ersetzt
  • Positive Vertretung und Präsentation des Unternehmens durch Mitarbeiter nach außen
  • Höhere Qualität und Produktivität

Gründe von Illoyalität:

Neben der Mitarbeiterbindung, also der Loyalität und Identifikation der Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen, ist die Kundenbindung für jede Institution ein Ziel. Kunden, die einem Unternehmen die Treue halten, achten weniger auf den Preis und wechseln auch bei zeitweiligen Problemen nicht zu einem anderen Anbieter (s. Apple).

Tipps, Checkliste

Arbeitnehmer / Mitarbeiter:

  • Auch wenn Sie mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind, gibt es in einem Unternehmen nur die Möglichkeit, diese trotzdem mitzutragen oder sich einen anderen Job zu suchen
  • Äußern Sie Ihre Bedenken über eine Entscheidung intern, aber niemals gegenüber Kunden und Lieferanten
  • Wenden Sie sich mit Ihren Bedenken grundsätzlich erstmal an Ihren direkten Vorgesetzten. Erst danach können Sie sich an eine höhere Stelle wenden, sollten aber Ihren Vorgesetzten darüber informieren
  • Beteiligen Sie sich nicht an Tratsch und an der Gerüchteküche
  • Klären Sie Meinungsunterschiede durch direkte Kommunikation und reden Sie nicht schlecht über Dritte
  • Versetzen Sie sich in die Situation Anderer
  • Gehen Sie grundsätzlich davon aus, dass ein Anderer in erster Linie darum bemüht ist, ebenfalls für den Erfolg des Unternehmens zu arbeiten und sich in gleicher Weise wie Sie loyal verhält
  • Hinterfragen Sie sich selbst, wenn Sie Spannungen oder Konflikte in bestimmten Situationen erkennen und suchen Sie nicht die Schuld bei anderen
  • Hören Sie zu, fragen Sie nach Beweggründen und geben Sie Feedback
  • Seien Sie vorsichtig mit schnellen Interpretationen oder gar Verurteilungen
  • Nehmen Sie Feedback und Kritik, ob intern oder extern, ernst
  • Bleiben Sie auch bei einem externen Jobwechsel loyal zu Ihrem bisherigen Arbeitgeber

Arbeitgeber / Führungskarft:

  • Sprechen Sie das Thema Loyalität explizit bei Mitarbeitergesprächen an. Formulieren Sie, was Sie erwarten und was Ihr eigener Beitrag ist
  • Thematisieren Sie Illoyalität, Mobbing, Gerüchte, Klatsch und Tratsch
  • Sorgen Sie für ein angenehmes Betriebsklima und eine transparente, offene Unternehmenskultur
  • Vermeiden Sie Faktoren, die Illoyalität fördern
  • Geben Sie Ihren Mitarbeitern Handlungsspielräume. Damit bewirken Sie letztendlich größere Loyalität und Identifikation zur Abteilung und zum Unternehmen
  • Stellen Sie sich hinter Ihre Mitarbeiter und halten Sie ihnen den Rücken frei
  • Fordern Sie zu Kritik und Feedback auf. Honorieren Sie Ideen und Verbesserungen
  • Überzeugen Sie statt zu befehlen oder anzuordnen

Selbständige

  • Bedenken Sie, dass in der Regel Beziehungen zu einem Auftraggeber die Loyalität fordern und fördern. Sie werden sich ähnlich wie die Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren

Literatur