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Generalistische Pflegeausbildung – Ablauf und Inhalte

Letzte Aktualisierung: 15/09/2022 | Aktuell

Immer wieder werden wir in den Medien oder im schlimmsten Fall auch bei notwendiger Hilfe darauf aufmerksam gemacht, dass im Pflegesektor Fachkräfte fehlen. Die Bundesregierung hat einige Schritte unternommen, um das Berufsfeld der Pflegefachkräfte attraktiver zu machen und damit mehr Arbeitskräfte in den Gesundheitssektor zu locken. Dazu gehört auch die seit Januar 2020 möglich gewordene generalistische Pflegeausbildung. Diese bringt aber auch Vorteile für Pflegebedürftige und Patienten, da die Grenze hier immer öfter verschwimmt. Durch den demografischen Wandel und den medizinischen Fortschritt werden heute und zukünftig andere Anforderungen an die Pflegefachkräfte gestellt. Doch welche Vorteile und Herausforderungen birgt diese Ausbildung für Lernwillige und welche Inhalte gehören zum Ausbildungsprogramm?

Vorteile der neuen Ausbildung

Pflegefachkräfte mit generalistischer Berufsausbildung können in den verschiedenen Sektoren des Gesundheitssystems arbeiten. Obwohl man sich zu Beginn der Generalistischen Pflegeausbildung nicht mehr auf die Pflege von Kranken, Alten oder Kindern festlegen muss, ist eine anschließende Spezialisierung durch Weiterbildungen und in der Berufspraxis immer noch gewünscht. So wird der Beruf nie langweilig und man hat ein breiteres Jobangebot, an dem man sich orientieren kann. Aber auch Arbeitgeber haben mehr Fachkräfte, auf die sie zurückgreifen können. Durch den demografischen Wandel gibt es auch immer öfter ältere, pflegebedürftige Patienten in Krankenhäusern. Hier hat es Vorteile, wenn die Pflegekräfte auch auf den Umgang mit älteren Menschen geschult sind und beispielsweise wissen, wie man mit Demenzkranken umgehen sollte. Andersherum profitieren die gleichen Patienten auch davon, wenn Pflegende bei der Rückkehr des erkrankten in die eigenen vier Wände oder das Pflegeheim bereits Erfahrungen in der Krankenpflege sammeln konnten.

Ausbildungsaufbau und Ausbildungsvergütung

Die ersten zwei Jahre der dualen Ausbildung werden als gemeinsame Grundausbildung absolviert. Das heißt ehemalige Gesundheits- und Krankenpfleger, Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger bekommen die ersten beiden Ausbildungsjahre, die gleichen Inhalte vermittelt. Das letzte Ausbildungsjahr bietet dann die Gelegenheit, sich auf einen Fachbereich zu spezialisieren. Nach erfolgreicher dreijähriger Lehre darf man sich dann Pflegefachkraft mit generalistischer Ausbildung nennen. Je nach Ausbildungsbetrieb und Lehrjahr erhält man während der Ausbildung 1.000 Euro bis 1.500 Euro Ausbildungsvergütung monatlich ausgezahlt. Das Pflegeberufegesetz regelt unter anderem, dass die Ausbildung ab sofort kostenlos ist und kein Schulgeld mehr anfällt.

Lerninhalte in der Praxis und in der Theorie

Der praktische Ausbildungsteil umfasst in der Regel 2.500 Stunden. Nach einer ersten Orientierungszeit, in der man den Betrieb und die Arbeitsabläufe kennenlernt, folgen Pflichteinsätze in der stationären Akutpflege, stationären Langzeitpflege sowie in der ambulanten Akut- und Langzeitpflege. Anschließend ist noch ein Pflichteinsatz in der pädiatrischen Versorgung gefordert. Im letzten Drittel der Ausbildungspraxis sollte man mit der psychiatrischen Versorgung in Kontakt kommen und sein Wissen und Können in einem Bereich der Pflichteinsätze vertiefen. In einem kleinen Teil erhält man zudem Einblicke in die Pflegeberatung, Rehabilitation, Palliation oder Ähnliches.

Der größte Teil des theoretischen Unterrichts umfasst das Planen, Organisieren und Durchführen des Pflegeprozesses sowie der Pflegediagnostik, zum einen in akuten, zum anderen in dauerhaften Pflegesituationen. Zudem entfällt ein weiterer Teil der Schulung auf die angemessene Kommunikation und einen wertschätzenden Umgang mit Pflegebedürftigen und deren Angehörigen. Ein weiterer wichtiger Ausbildungsinhalt umfasst das Begründen der eigenen Handlung auf Basis von Gesetzen, ethischen Richtlinien sowie anderen gültigen Verordnungen. Auch das Reflektieren und kritische Hinterfragen der eigenen Handlungen zusätzlich auf Basis von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen gehört zum theoretischen Teil der Ausbildung.

Voraussetzungen für die Ausbildung

Um die Ausbildung zur Pflegefachkraft starten zu können, benötigt es zum einen formale Voraussetzungen, zum anderen aber auch persönliche. Formal gesehen ist ein mittlerer Schulabschluss oder mindestens der erweiterte Hauptschulabschluss nach 10 Jahren erforderlich. Der Beginn der Lehre ist auch mit einem Hauptschulabschluss nach neuen Jahren mit einer zusätzlichen einjährigen Helfer- oder Assistenzausbildung im Pflegesektor oder mit einer mindestens zweijährigen, erfolgreich beendeten Berufsausbildung möglich. Zudem sollte man körperlich und psychisch gesund sein, da die Arbeit als Pflegefachkraft fordernd ist. Das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis sollte keine entscheidenden Einträge enthalten.

Zu den persönlichen Voraussetzungen gehören Geduld und Einfühlungsvermögen. Der Umgang mit anderen Menschen sollte einem Spaß machen und leichtfallen. Teamfähigkeit und eine offene kommunikative Art werden ebenso vorausgesetzt. Außerdem sollte ein generelles Interesse an dem aktuellen Stand der Medizin und wissenschaftlichen Erkenntnissen bestehen. Denn in der Pflege endet das Lernen nicht mit dem Berufsausbildungsabschluss. Man sollte sich ständig über Neuerungen und aktuelle Kenntnisse informieren, um den Pflegebedürftigen die bestmögliche Hilfe zukommen lassen zu können.

So wird die neue Ausbildung finanziert

Mit der kostenlosen Ausbildung möchte man im eigenen Interesse mehr Menschen die Möglichkeit schaffen, im Bereich der Pflege zu arbeiten. Dies soll vor allem dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Die hierfür anfallenden Kosten sollen durch einen Landesausbildungsfonds getragen werden. Dieser wird unter anderem von Krankenhäusern, ambulanten, stationären und teilstationären Altenpflegeeinrichtungen sowie dem Land und der Pflegeversicherung befüllt. Die ausbildenden Betriebe erhalten dann eine gewisse Summe aus dem Landesausbildungsfonds für ihre Aufwendungen erstattet.

Tätigkeiten im Berufsalltag

Pflegefachkräfte sollen im Berufsalltag eine Vielzahl von Aufgaben eigenständig durchführen können. Dazu gehört unter anderem das fachgerechte Betten und Lagern von Hilfebedürftigen. Aber auch das Anlegen und Wechseln von Verbänden, die Beobachtung der Vitalfunktionen oder die Verabreichung von Medikamenten gehört in ihren Aufgabenbereich. Je nach Fachgebiet kann auch die Sterbebegleitung sowie die Versorgung von Verstorbenen in ihren Bereich fallen. Zudem beraten die Pflegefachkräfte Patienten und Angehörige und versorgen sie mit allen notwendigen Informationen. Insgesamt gehören also die Planung, Durchführung und die Dokumentation der Pflegearbeiten in ihren Arbeitsalltag.

Was verdienen ausgebildete Pflegefachkräfte? Laut Entgeltatlas der Agentur für Arbeit verdienen Pflegefachkräfte nach der Ausbildung im Durchschnitt ca. 3.350 Euro monatlich. Im öffentlichen Dienst gibt es außerdem einen eigenen Tarifvertrag für Pflegefachkräfte. Über einen Gehaltsrechner im Internet kann man sich eine Lohntabelle mit den aktuellen Verdienstmöglichkeiten anzeigen lassen. Durch den Fachkräftemangel hat man derzeit auf jeden Fall gute Jobaussichten und eine starke Verhandlungsposition. Somit lohnt es sich, über den Beginn einer generalistischen Pflegeausbildung nachzudenken.