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Fehlerkultur: Mit Fehlern konstruktiv umgehen

Letzte Aktualisierung: 10/12/2013 | Unternehmen

Definition, Erklärung

In der Zusammenarbeit von Menschen bildet sich über die Zeit auch ein bestimmter Umgang mit Fehlern heraus. Das zeigt sich darin, wie Fehler wahr genommen, bewertet und wie darauf reagiert wird. Erkennbar ist die Fehlerkultur in der Ausprägung von Qualitätssystemen, in der Entstehung von Innovationen, im Risikomanagement, in der Unternehmenskultur und vor allem in der Kommunikation. Nach Elke M. Schüttelkopf setzt sich die Fehlerkultur aus Normen und Werten, Kompetenzen und Instrumentarien zusammen. Anders gesagt aus dem „Wollen“, “ Können“ und „Dürfen“.

Unstrittig ist, dass sich aus Fehlern lernen lässt und eine produktive Fehlerkultur die Basis für Erfolge bildet. Die Ausprägung dagegen stellt sich ganz unterschiedlich dar. Während im Qualitätsmanagement die Null-Fehler-Konzepte, also die Fehlervermeidung im Vordergrund steht, sieht das Innovationsmanagement Fehler als unvermeidbar und begreift die Fehlerfreundlichkeit als Chance für neue Ideen. Die Fehleroffenheit ermöglicht, Wissen aufzubauen und Kompetenzen zu erweitern.

Trotz dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse und der unternehmerischen Bekenntnisse werden Fehler in der Schule, in der Familie und in der Gesellschaft als etwas Schlechtes angesehen und die Fehlerlosigkeit belohnt. Umso wichtiger ist es, auch eine konstruktive Fehlerkultur leben zu können, in einem Umfeld, in dem Fehler akzeptiert und als Lernchance begriffen werden. Mit dieser Einstellung wird es selbstverständlich, sanktionsfrei über Fehler und Beinaheschäden zu berichen und diese hinsichtlich ihrer Ursachen zu analysieren nach dem Motto „jeder Fehler ist ein Schatz“. Das bedingt ein Vermeiden der Null-Fehler-Kultur und ermöglicht kontinuierliches Lernen auf individueller, kollektiver und organisatorischer Ebene. Voraussetzung ist eine offene Kommunikationskultur, in der konstruktive Kritik geäußert wird und die Meinungen aller Teammitglieder gehört werden.

Tipps, Checkliste

  • Erkennen Sie in Fehlern das Positive, das Sie weiterbringen kann und Veränderungen auslöst
  • Lassen Sie Ärger und Frustrationen über gemachte Fehler aus sich heraus
  • Haben Sie keine Angst davor, Fehler zu machen, sondern gehen Sie ruhig das Risiko ein. Stellen Sie sich die Frage „Was kann denn schon passieren, wenn’s schief läuft?“. Erst dadurch entdecken Sie Ihre eigenen Potentiale und lernen Ihre Fähigkeiten kennen
  • Verwenden Sie Feedback, um sich selbst und andere wahrzunehmen
  • Bedenken Sie, dass das Wahrnehmen von Fehlern stark vom Bewertungsmaßstab abhängt
  • Versuchen Sie nicht, alles perfekt zu machen. Perfektionsdenken führt schnell zu Überforderung und zu Stress und kostet meist zu viel Zeit. Normalerweise reichen gute Ergebnisse. Denken Sie an das Pareto-Prinzip, nachdem Sie 80% der Ergebnisse in 20% der Zeit erzielen, während die restlichen 20% 80% Zeit erfordern. Überlegen Sie daher immer, inwieweit Perfektionismus nötig ist
  • Stehen Sie zu Ihren Fehlern und seien Sie um schnelle Schadensbegrenzung bemüht, statt sich zu rechtfertigen. Ziehen Sie erfolglose Projekte nicht deshalb durch, um Ihre Standhaftigkeit zu beweisen, sondern beenden Sie diese so rasch wie möglich
  • Machen Andere Fehler, weisen Sie sachlich darauf hin und zeigen Verbesserungen auf. Suchen Sie sich eventuell Verbündete, vor allem wenn es sich um gravierende Veränderungen handelt, die auf Widerstände stoßen
  • Akzeptieren Sie Entschuldigungen und reagieren Sie mit Hochachtung auf Fehlereingeständnisse
  • Entschuldigen Sie sich, wenn Sie einen Fehler zu verantworten haben und Andere darunter zu leiden hatten
  • Seien Sie ehrlich
  • Ist etwas schief gegangen, suchen Sie Lösungen statt Schuldige. Stellen Sie lösungsorientierte Fehlerbehandlungen in den Vordergrund und nicht die öffentliche Bloßstellung und Bestrafung des Schadenverursachers. Das schadet dem Arbeitsklima. Nutzen Sie stattdessen die Kreativität und das Engagement aller Beteiligten, um eine Lösung zu finden
  • Lernen Sie aus Fehlern durch Analyse dessen, was zu dem Fehler geführt hat. Vermeiden Sie es, den gleichen Fehler zu wiederholen
  • Honorieren Sie Fehlerhinweise und -eingeständnisse, besonders wenn dadurch weitergehende Schäden vermieden werden können
  • Sanktionieren Sie, wenn überhaupt, entsprechend des individuellen Verschuldens. Klären Sie vorher ab, was tatsächlich zu dem Fehler geführt oder beigetragen hat. Grob fahrlässiges oder vorsätzliches Verhalten ist anders zu behandeln als unvermeidbare Fehler und kann zu Schadensersatzansprüchen führen oder auch zu einer fristlosen Kündigung
  • Schieben Sie die Verantwortung für einen Fehler nicht auf Andere ab
  • Seien Sie Vorbild für eine konstruktive Fehlerkultur
  • Lassen Sie Fehler ruhen und zahlen Sie keine Fehler „heim“
  • Versuchen Sie die Beweggründe des Schadenverursachers zu ergründen
  • Pflegen Sie eine offene Kommunikation mit Feedback und Kritik
  • Übernehmen Sie als Vorgesetzter Verantwortung für Fehler Ihrer Mitarbeiter gegenüber Ihren Vorgesetzten
  • Haben Sie keine Angst, Fehler zu revidieren. Es hat nichts mit Führungsschwäche zu tun und Unberechenbarkeit, sondern damit, dass Sie dazugelernt haben

Informationsquellen

Literatur