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Betriebliches Vorschlagswesen

Letzte Aktualisierung: 15/05/2015 | Unternehmen

Definition, Erklärung

Das betriebliche Vorschlagswesen ist neben dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) und den Arbeitnehmererfindungen ein Bereich des Innovationsmangements bzw. Ideenmanagements. Der KVP stellt eine gelenkte Ideenfindung mit Moderation und regelmäßig wiederkehrendem Ablauf dar, während sich die Verbesserungsvorschläge durch eine spontane Ideenfindung auszeichnen. Um die Idee verwerten zu können, setzen die Unternehmen und öffentlichen Institutionen einen definierten Bearbeitungsablauf ein. Anders als bei Arbeitnehmererfindungen, die durch das Arbeitnehmererfindergesetz geregelt sind, wird das Vorschlagswesen in der Betriebsvereinbarung oder im Tarifvertrag festgelegt. Als Verbesserungsvorschlag gilt jede Anregung und Idee, die

  • von einem Mitarbeiter freiwillig erbracht wird und über den eigenen Aufgabenbereich hinausgeht
  • eine nicht schutzfähige Erfindung ist
  • ein Produkt oder einen Prozess verbessert oder einen Lösungsweg für ein betriebliches Problem aufzeigt
  • die Arbeitsmethoden und Arbeitsverfahren vereinfacht, beschleunigt oder sicherer macht
  • Fehler vermeiden hilft, Qualität verbessert, Herstellungskosten senkt und zu Effizienzsteigerungen führt

Teil der Betriebsvereinbarung oder des Tarifvertrags ist auch die Vergütung eines Verbesserungsvorschlags. In der Praxis orientiert sich die Vergütung häufig an der erzielten Ersparnis. So gibt es beispielsweise 10-20% der Ersparnis des ersten Jahres oder fixe Summen für kleine Verbesserungen, die weniger auf eine monetäre Ersparnis zielen, sondern die Arbeitssicherheit betreffen. Der Verbesserungsvorschlag kann alle Bereiche betreffen: technische Verbesserungen, organisatorische, kaufmännische, soziale. Sie müssen nicht neu sein, sondern können auch aus anderen Abteilungen, Firmen und Institutionen kopiert und angepasst werden.

Die Vergütung erfolgt in Form von Barprämien oder Sachprämien. Die Unternehmen können auch besondere Aktionen oder Wettbewerbe durchführen, um die Zahl der Verbesserungsvorschläge zu erhöhen. Mittlerweile wurde erkannt, dass dieses Instrument

  • Einsparungen erzielt und Qualität verbessert
  • zur permanenten Produkt- und Prozessinnovation beiträgt
  • die Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen fördert
  • die Entwicklung der Mitarbeiter unterstützt
  • Gradmesser für die Unternehmenskultur ist und die Innovationsfähigkeit des Unternehmens aufzeigt

Tipps, Checkliste

  • Klären Sie, wie das betriebliche Vorschlagswesen in Ihrem Unternehmen institutionalisiert ist: Software, zentrale Abteilung, über Vorgesetzte
  • Reichen Sie Ihre Idee schriftlich ein oder in dem bereitgestellten Software-Verfahren, auch wenn Sie nicht sicher sind, ob die Idee zu Ihrem Aufgabengebiet zählt
  • Arbeiten Sie den Nutzen heraus. Was wird durch Ihre Idee verbessert und was bringt es? Wenn möglich, zeigen Sie durch eine beispielhafte Rechnung den monetären Gewinn auf
  • Wenn Sie innerhalb von 4 Wochen nichts hören von Ihrem Vorschlag, haken Sie nach. Versuchen Sie herauszufinden, welche Abteilung diesen bearbeitet, ob es Fragen gibt. Achten Sie darauf, dass die Begutachtung neutral erfolgt
  • Zeigen Sie nicht nur ein Problem auf, sondern v.a. den Lösungsweg
  • Das betriebliche Vorschlagswesen ist kein Instrument, um Feedback zu geben oder seine Mitarbeiterzufriedenheit auszudrücken
  • Nutzen Sie die Ideen-Datenbank Ihres Betriebs, um weitere Idee zu generieren, bestehende zu verbessern oder auch auf die eigenen Bedingungen anzupassen
  • Beschreiben Sie Ihre Idee möglichst präzise. Bei größeren können Sie sich am Aufbau eines Business Plans orientieren
  • Informieren Sie Ihren Vorgesetzten und binden Sie ihn in Ihre Überlegungen mit ein. Das zahlt sich meist in der Beurteilung Ihres Vorschlags aus und bringt Ihnen Pluspunkte bei der Mitarbeiterbeurteilung
  • Übernehmen Sie als Führungskraft Patenfunktionen für Mitarbeiterideen. Fördern und unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter bei Verbesserungsvorschlägen und Ideen. Schaffen Sie auf diese Weise eine innovative und kreative Umgebung

Arbeitsrecht, Urteile

Informationsquellen

Literatur